Auf der Kundgebung der Schausteller und anderer Branchenvertreter, die wegen der Corona-Beschränkungen seit mehr als einem halben Jahr keine Arbeit mehr haben, wurde das Versagen der Landespolitik beklagt. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern, in denen es für die speziellen Bedürfnisse der Branche maßgeschneiderte Lösungen gebe, würde man die Schausteller in Berlin-Brandenburg ihrem Schicksal überlassen: Seit Weihnachten 2019 hätten sie keinerlei Einkommen mehr. Die staatlichen Hilfen nützen den Unternehmen kaum, weil die daran gekoppelten Bedingungen nichts mit der Lebenswirklichkeit zu tun hätten.
Vor dem Rathaus Köpenick hatten sich heute Repräsentanten von Schaustellerverbänden, aus der Touristik-Branche und der Bezirkspolitik getroffen. Vor 150 Schaustellern, vielen weiteren Teilnehmern aus anderen Branchen und dem Publikum, dass seine Volksfeste vermisst, wurde beklagt, dass sich seit der letzten Groß-Demonstration in Berlin nichts verändert habe, obwohl das von Politikern aller Parteien in Land und Bund zugesagt worden war. Darum wurden jetzt auf der Kundgebung konkrete Forderungen an die in der Stadt verantwortlichen Politiker aufgestellt:
▪ Ein Ende der Verbots der Berufsausübung
▪ Gleichstellung mit anderen Branchen, in denen wieder gearbeitet werden darf
▪ Realistische Hilfen für die speziellen Bedürfnisse der Branche
▪ Drei Jahre keine Sondernutzungsgebühren für Veranstaltungen im öffentlichen Straßenland
▪ Unkomplizierte Genehmigungsverfahren für Veranstaltungen
▪ Bereitstellung von Freiflächen für Veranstaltungen
Oliver Igel, Bezirksbürgermeister von Berlin Treptow-Köpenick, zeigte Bereitschaft für schnelle, unkomplizierte Lösungen. Er könne sich vorstellen, sofort über die Nutzung des „Spreeparks“, dem stillgelegten Vergnügungsparks im Bezirk zu sprechen. Jedoch seien hier der Senat und sein landeseigenes Unternehmen „Grün Berlin“ gefordert. Auf Straßensondernutzungsgebühren könne man verzichten, das sei „die geringste Sorge“. „Jede Idee ist willkommen“, sagte Igel. Es sei höchste Zeit Lösungen zu finden, „bevor der Winter einsetzt“.
Die Schausteller nahmen das Angebot an, mit dem Bezirksbürgermeister in den nächsten Tagen Gespräche über konkrete Hilfsmaßnahmen aufzunehmen. Gleichwohl könne man den Senat nicht aus der Verantwortung entlassen, da er die Pflicht zur Daseinsvorsorge der Branche habe.