Quartiermeister, die soziale Biermarke aus Berlin-Kreuzberg vergibt das erste (fast) bedingungslose Grundeinkommen. Das Stipendium beläuft sich auf insgesamt 9.000 €. Die hohe Fördersumme ergibt sich aus dem steigenden Verkauf von Quartiermeister-Bier, denn 10 Cent pro Liter fließen in soziale Projekte. Am vergangenen Freitag wurde der International Woman Space (IWS) als Stipendium-Gewinner-Projekt in den Oranienhöfen ausgezeichnet.
Mehr als 40 Projekte haben sich auf das Stipendium beworben. Eine Jury aus der Berliner Medien-, Kultur und Gründerszene hat über das Gewinner-Projekt entschieden. Den Jury-Ausschuss bildeten Helwig Fenner (mein Grundeinkommen), Sabrina Apitz (Kulturförderpunkt Berlin), Marius Hasenheit (Transform Magazin) und Michael Vollmann (nebenan.de). Am vergangenen Freitag hat Sabrina Apitz auf dem Quartiermeister-Sommerfest die Urkunde an den IWS überreicht. Damit erhält die politische, feministische Frauengruppe, die sich gegen alttägliche Gewalt, Rassismus, Sexismus und jegliche Art von Diskriminierung einsetzt, die höchste Fördersumme, die Quartiermeister seit 2010 jemals vergeben hat.
Neun Monate lang bekommt der IWS eine Grundfinanzierung von jeweils 1.000 €. Die einzige Bedingung: 20 % der Fördersumme muss in Weiterbildungen und Coachings investiert werden. Das soll der Initiative dabei helfen, sich langfristig zu professionalisieren und an konkreten Herausforderungen (Freiwilligenmanagement, Öffentlichkeitsarbeit etc.) zu arbeiten.
Sabrina Apitz von Kulturförderpunkt Berlin und Jury-Mitglied lobt die Idee des Quartiermeister-Stipendiums: „Quartiermeister hat es sich zur Aufgabe gemacht, Initiativen zu unterstützen, die Verantwortung übernehmen und am Umdenken dieser Welt arbeiten. Durch die Form des Stipendiums liegt der Fokus auf aktivem Engagement im Umfeld statt auf Dokumentations- und Abrechnungsarbeit.“
Apitz begründet die Jury-Entscheidung für den IWS wie folgt: „International Women Space nutzt das Stipendium, um sich und ihre Zielgruppe zu empowern. Peer-to-peer will die gegründete „Break Isolation Group“ Frauen in Aufnahmezentren erreichen, zu denen bisher keine Information und Beratung durchdringt und die daher total isoliert sind. In Zusammenarbeit mit Beratungs- und Hilfsorganisationen informieren sie die Frauen zu ihrer Lage, zu Interessensvertretungen und weiteren Beratungs- und Unterstützungsangeboten. Sichtbarkeit, so hat das Projekt deutlich gemacht, ist der erste Schritt aus der Isolation hin zur eigenen Selbstbestimmung und Selbstermächtigung.“
Das Stipendium konnte in diesem Jahr erstmalig durch den steigenden Verkauf von Quartiermeister realisiert werden. Mit einem festen Fördersatz von 10 Cent pro verkauftem Liter finanziert das Sozialunternehmen soziale und kulturelle Projekte aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Allein im Jahr 2019 kommen so 45.000 € zusammen, die zurück in die Gesellschaft fließen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit steigender Bekanntheit im nächsten Jahr ähnliche oder noch höhere Fördersummen ausschütten können. Neben der kleinteiligen regionalen Förderung in den verschiedenen Städten, in denen Quartiermeister getrunken wird, haben wir uns zum Ziel gesetzt, in Zukunft besonders förderwürdigen Projekten mit größeren Summen zur Seite zu stehen“, sagt Annika Brümmer (Marketing & PR bei Quartiermeister).
Quartiermeister ist eine Biermarke aus Berlin und ein in 2014 gegründetes Social Business, bestehend aus einem Unternehmen und einem Verein. Pro verkauftem Liter Bier spendet Quartiermeister 10 Cent an soziale Projekte in der Nachbarschaft. Der Verein ist für die Mittelvergabe der Gewinne zuständig und kontrolliert das Gewerbe. Jeder kann Teil des Vereins werden. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen fließt der erzielte Gewinn nicht in private Taschen oder Anteilseignerinnen, sondern zurück in die Gesellschaft; in Projekte, die die Nachbarschaften bereichern. Jede*r kann entweder online oder über den Verein mitentscheiden, wohin die Gelder fließen. Bis heute konnte Quartiermeister rund 130.000 Euro an mehr als 125 Projekte in den Nachbarschaften der jeweiligen Stadt ausschütten.